Das erste mal live bei TED dabei: TEDxMünchen

TEDxMuc2014Ich bin schon länger ein Fan von TED. Es gibt dort wirklich geniale Vorträge unter dem Motto „ideas worth spreading“. Das Format zwingt zur Konzentration auf das Wesentliche. TED ist quasi der Olymp für Referenten und Referentinnen. TEDx ist der Ableger von TED, der es unabhängigen Organisationen erlaubt, unter diesem Label Konferenzen nach ähnlichem Muster abzuhalten. Am Samstag war TEDx in München und ich war bei der TEDxMünchen live mit dabei. Das Thema von TEDxMünchen war „At Second Glance“ oder „auf den zweiten Blick“.

TEDxMünchen fand im neuen Residenztheater statt und war gut besucht. Auch wenn einige Plätze frei blieben, schätze ich mal, dass es ausverkauft war. Die Organisation des Events war gut und es gab in den Pausen sogar eine kostenlose Verpflegung. Der Preis von fast 120€ war trotzdem happig und ich musste schon zweimal überlegen, ob ich das ausgeben möchte. Ich wollte das Format aber auf jeden Fall einmal live erleben und selbst spüren, wie ein Tag mit vielen Talks auf mich wirkt.

Im Vorfeld habe ich mich nicht über die angekündigten Sprecher informiert. Ich wollte mich von ihren Vorträgen überraschen lassen. Wie nicht anders zu erwarten, gab es (viel) Licht und (etwas) Schatten.

Der erste Sprecher – Anthony McCarten – hat die Latte direkt ziemlich hoch gehängt. Sein Talk über „On Laughter“ war excellent vorgetragen, das Thema Lachen mehr als einleuchtend.

Er hat 4 Witze erzählt, die das Publikum wirklich sehr zum Lachen brachten, aber auch eher schwarzer Humor waren.


Danach trat Milena Glimbovski auf, die in den Medien schon ziemlich gehyped wurde, aber mit dem TED Format leider sichtlich überfordert war. „Verpackungen sind schlimm“ ist als Thema einfach zu dünn. Für mich ist ihr Laden auch eine Hipster-Berlin-Modeerscheinung. Einkaufen ohne Verpackung ist schon bei den Bioläden und dem Body-Shop grandios gescheitert.

Michael Braungart hatte sicherlich interessante Thesen („We do not want sustainability, because that is not enough. We want real quality.“), aber sein sexistischer Anfang hat mich so geärgert, dass ich ihm erst mal nicht folgen wollte. Er ist Professor und genauso kam er auch rüber. Statt sich an einen Fahrplan zu halten, ist er thematisch hin und her gesprungen.

Eigentlich schade, er hätte sicherlich mehr daraus machen können.


Von Diana Enriquez Talk über die „Schattenwirtschaft“ habe ich leider nicht allzu viel mitgenommen, außer, dass es ohne sie nicht geht. Sie nannte Alabama als Beispiel, die wohl mit Gesetzen massiv dagegen vorgegangen sind und beinahe ist daran die gesamte Wirtschaft kollabiert. Müsste ich nochmal nachlesen/verifizieren.

Maren Jopen sprach dann über ihr Projekt Leonhard: „Ein zweiter Blick auf Strafgefangene“. Sehr interessant und für die Teilnehmer sicherlich ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem besseren Leben. Vor allem das von ihr gezeigte Video hatte schon sehr etwas von Fundraising und die Statistiken waren blanker Unsinn.

Nach der Pause wurde mit Elias Knubben gestartet. Er ließ als erstes eine Roboter-Libelle durch den Saal fliegen, sehr beeindruckend.  Sein Talk ging über das Lernen von der Natur. Schöne Projekte und wichtige Details (scheitern gehört dazu), aber warum von Natur lernen bedeuten soll, Natur nachzubauen (eine Libelle, ein Känguru), hat sich mir nicht erschlossen.

Cheahan So hat dann über psychologische Effekte gesprochen: „why we are wrong when we think we are right“. Ganz nett, aber nichts neues.

Moon Ribas hat mich dann total begeistert. Sie ist eine Tänzerin und Cyborg Aktivistin. Sie hat Sensoren auf ihrer Haut, die Erdbeben auf der ganzen Welt an sie übertragen. Außerdem hat sie mit verschiedensten Sensoren experimentiert, die es ihr erlauben, die Umgebung vollkommen neu wahrzunehmen. Ein künstlerischer Ansatz, um unsere Zukunft mit den Wearables auszuloten. Toll.

Der Betreiber des Aroma in München, Jürgen Altmann, hat dann sein Projekt „Shades of Love“ vorgestellt. Er sammelt Sonnenbrillen und verteilt diese im Himalaya. Eigentlich eine tolle Initiative, aber in der Pause hat mir eine Teilnehmerin erzählt, dass das gar nicht gut sei. Im Hochgebirge braucht man eine geschlossene Sonnenbrille, weil ansonsten noch mehr Schaden angerichtet wird.


Jetzt lasse ich mal ein paar Talks aus und springe zu einen absoluten Tiefpunkt kurz vor Ende der Veranstaltung. Der Talk von Melanie Joy über Fleischkonsum war indiskutabel. Ich würde mich selbst als einen zumindest 50%-igen Vegetarier bezeichnen. Ich verzichte zwar nicht auf Fleisch, bin aber sehr zurückhaltend, was den Konsum angeht. Aber die Extrempositionen von Joy fand ich befremdlich und die Gegenüberstellung von Schlachthöfen und KZs ist ein no-go. Da wurde eine Grenze deutlich überschritten. Keine Ahnung, warum TEDxMünchen sie eingeladen hat.

Zwischen den Talks gab es auch einige Performances. Unter anderem Dr. Döblingers Kasperltheater. Das ist einfach immer wieder großartig. Vor allem die Adaption des gespielten Stücks auf die Konferenz und das Thema machte das Kasperlstück sehr sehenswert.

Insgesamt war die TEDxMünchen eine anregende Konferenz. Die meisten Talks, die Performances und die Diskussionen in den Pausen haben viel Spaß gemacht. Ich bin bestimmt beim nächsten mal wieder mit dabei.

In Kürze sollten auch die Videos von TEDxMünchen online zu sehen sein. Dann kann sicher jeder/jede auch selbst ein Bild von den Talks machen.

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