Gelesen: „London“ von Edward Rutherfurd

Tower BridgeLondon ist die am häufigsten besuchte Stadt der Welt, habe ich in einem Radiobeitrag gehört. Mehr als 18 Millionen Touristen kommen jährlich nach London. Ich war selbst auch schon mehrfach dort. Das letzte mal 2013, als ich eine beeindruckende Street-Art Tour durch das East-End gemacht habe. Daher habe ich mich auf das Buch „London“ von Edward Rutherfurd gefreut, das die Geschichte Londons von der römischen Besatzung bis zum 2. Weltkrieg erzählt.

Rutherfurd nutzt dazu mehrere Familien, die jeweils spezifische Erkennungsmerkmale haben und begleitet diese Familien durch die Jahrhunderte. So bekommt das Buch den Touch eines Historienromans. Allerdings stehen nicht die Familien im Vordergrund sondern die geschichtliche Entwicklung der Stadt. Die Personen aus den Familien werden nur verwendet, um die jeweiligen Lebensumstände der Epoche zu erläutern. Jede Familie erscheint mal unten, mal in der Mitte, mal oben in der Hierarchie der Gesellschaft. Weiterlesen

Die alternative Stadtführung zu East-End’s Street-Art

Dies ist mein Beitrag zu Tanja Praskes Blogparade â€žMein fazinierendes Kulturerlebnis”: Welches Kulturerlebnis faszinierte Euch? Warum? Woran erinnert Ihr Euch besonders gerne?  

Im Sommer waren wir in London und haben eine Alternative Stadtführung besucht, die uns die Street-Art Szene im East End näher gebracht hat (habe ich auch schon mal hier beschrieben). Wir sind wahrlich keine Experten für Street-Art und Graffitis, aber viele Arbeiten begeistern uns und daher wollten wir uns in der an Exponaten wirklich reichhaltigen Gegend fachkundig führen lassen.

Um an der Stadtführung teilzunehmen, muss man sich über das Internet anmelden und dann am vereinbarten Treffpunkt pünktlich erscheinen. Das haben wir dann auch so – wenn auch extrem kurzfristig – gemacht und fanden uns in einer Gruppe von 40 Personen unterhalb einer weißen Ziege wieder. Zwei lockere Jungs in zu erwartendem Outfit (save the hoodie!), die nach eigenem Bekunden selbst Sprayer sind, entpuppten sich als unsere Führer. Mit einem von beiden zogen wir dann, leider bei Regen, los.

Zuerst ging es um das Viertel an sich. Die Historie (an Juden, Hugenotten, Pakistanis kann ich mich erinnern) und die Gentrifizierung (wie überall) durch die Ausweitung des Finanzdistrikts, das schon recht nahe gekommen ist.

Wir liefen dann durch viele Straßen, Hinterhöfe, Gässchen, um uns die aktuellen Werke anzuschauen. Vieles wird auch heute noch über Nacht gesprüht, wie hier an der Tür des Frisörs.

Beim Friseur

Es gibt aber mittlerweile eine große Anzahl von Bildern, die als Auftragsarbeiten oder zumindest im Einverständnis mit dem Eigentümer erstellt wurden. Die Vielzahl der Techniken ist beeindruckend. Auch unser Führer war von einigen Bildern ob der exzellenten Beherrschung der Sprühflasche begeistert: „Die machen Sachen mit der Sprühflasche an die niemand bisher gedacht hat oder überhaupt für möglich hielt“.
Wirbelwind

Echte politische Aussagen sind eher selten. Platte Sprüche sehen aber manchmal auch gut aus.
BerlusconiGoodbye

Kunstwerke kann man nicht nur auf den Wänden, sondern durchaus auch auf dem Boden finden. Art ist Tra$h ist dabei das Motto des Künstlers, das er überall hinsprüht.
Art is Tra$h Around the corner

Der Einfallsreichtum ist schier umbegrenzt. Ob eine Arbeit länger erhalten bleibt liegt nicht nur am Eigentümer, sondern auch an der Qualität eines Bildes selbst. Ist es wirklich gut, bleibt es über lange Zeit unangetastet.
BubblesIn a bubble

Richtig super fand ich ein Bild, bei dem nichts aufgetragen wurde (also z.B. Farbe), sondern etwas abgetragen. Durch das wegschlagen des Putzes an einer Häuserwand ist ein Bild entstanden. Das ist aus der Nähe fast nicht zu erkennen und erschließt sich erst aus der Entfernung. Unser Führer meinte, dass der Künstler mit schwerem Gerät arbeitet und selbst kleine Sprengladungen einsetzt.

out of stone

Die Anzahl der richtig guten Werke ist fast unüberschaubar. Wir waren richtig begeistert davon, dass es nicht überall von Tags wimmelt (die mag ich nicht) und auch nicht hauptsächlich Schablonenwerke zu sehen sind. Davon gibt es zwar auch gute (von Banksy haben wir nichts gesehen), die meisten wiederholen sich aber sehr. In München dominieren die an jede Ecke aufgesprühten Panzer, Vögel und Mädchen.

Auf jeden Fall ist die Alternative Stadtführung eine gute Alternative zu einer normalen Stadtführung. Wen Street-Art begeistert, dem kann ich dies nur empfehlen.

Alice et.al.

Alice et.al. by Wilfried Joh
Alice et.al., a photo by Wilfried Joh on Flickr.

Londons East End ist voll von Graffiti und daher haben wir uns bei unserem Besuch auch auf diese konzentriert. Bei der alternativen Stadtführung haben wir einen guten Überblick bekommen. Unser Guide hat sich vom schlechten Wetter nicht abhalten lassen und sowohl die Geschichte des Viertels als auch die von Graffitis und Street Art vermittelt. Leider haben wir keinen Banksy gesehen. Dafür aber eine neue Technik, bei der von der Oberfläche etwas abgetragen statt aufgebracht wird. Das geht natürlich nicht ohne Einwilligung des Eigentümers sieht aber extrem spektakulär aus. Diese Führungen können wir also sehr empfehlen. Im Anschluss haben wir noch 3 Graffities von Alice gesucht (und gefunden). Sehr versteckt, aber immerhin gibt es welche. In München kenne ich noch keine. Alice! Komm mal nach München.