Zano, das erfolgreichste Kickstarter Projekt in Europa, scheint grandios gescheitert zu sein. Zano ist eine kleine Drohne, die, mit Sensorik ausgestattet, über ein Smartphone intelligent gesteuert werden kann. Ende 2014 lief die Kickstarter Kampagne für Zano. Mehr als 12.000 Unterstützer konnten gewonnen werden und spülten über 2 Millionen £ in die Kasse der Torquing Group, der Firma, die Zano entwickelt. Das Promotion Video sah sehr vielversprechend aus und hat sicherlich dazu beigetragen, diesen Erfolg zu erreichen.
Die Zano Drohne sollte ab Juni 2015 ausgeliefert werden, was nicht gehalten werden konnte. Das ist bei Kickstarter Projekten nicht ungewöhnlich. Es wurde aber klar, dass die technischen Herausforderungen größer sind als gedacht. Laut einem BBC Bericht von August (Zano drones struggle to achieve lift-off) waren die Macher allerdings der Überzeugung, dass die Hardware fertig und somit zukunftssicher ist und nur die Software noch nicht reif sei. Somit entschied man sich, die Auslieferung zu starten.
Bisher sind jedoch nur wenige Exemplare aufgetaucht und die wenigen sind quasi nicht flugfähig. Außer kleinen Startversuchen gelingt nichts. Hoch/runter geht, steuern eher nicht. Nach immer weiteren Verzögerungen wurden die Unterstützer zunehmend nervös und es mehrten sich die Beschwerden auf der Kickstarter Projekt Seite und dem Zano Forum. Daher wurde zuerst das Diskussion Forum vom Netz genommen. Während die Zano Webseite immer noch online ist, ist die Webseite der Torquing Group mittlerweile ebenfalls offline. Der Twitter Account existiert zwar noch, ist aber ohne aktuellen Inhalt. Am 11. November hat der CEO das Unternehmen verlassen und es ist offen, wie es weitergeht. Auch dazu gibt es einen BBC Bericht (Kickstarter’s Zano drone fails to fly). Ein Austausch der vom Zano Desaster Betroffenen findet aktuell in einem privat organisierten Forum und in diversen Facebook Gruppen statt.
Nun stellt sich die Frage, ob es sich um Betrug handelt, die Torquing Group also niemals vorhatte, die Drohne auszuliefern, oder ob sie nicht wußten, was sie taten. Für Kickstarter ist das alles kein Thema. Das Geld wurde ordnungsgemäß eingesammelt und wenn die Torquing Group nun in die Insolvenz geht, ist das kein Grund für Kickstarter, das Geld zurückzugeben. Also werden die Unterstützer wohl in die Röhre schauen und entweder nichts oder eine Drohne, die nicht funktioniert, bekommen.
Es ist allerdings auffällig, dass trotz der großen Probleme die Zano Webseite immer noch online ist und Vorbestellungen angenommen werden. Interessanterweise haben Vorbesteller schon Zano Drohnen bekommen, bevor alle Unterstützer bedient wurden. Das ist total unüblich. Es wird verständlich, wenn man versteht, dass Unterstützer (über Kickstarter) keinen Anspruch auf Erstattung haben. Kickstarter ist ja ein Investment mit der Möglichkeit des Totalverlustes. Werden Vorbesteller nicht bedient, können diese jedoch das Geld zurückverlangen. Es ist also schlau, die wenigen, wenn auch untauglichen, Zanos an die Vorbesteller zu versenden. Es wird natürlich von vielen Unterstützern versucht werden, Geld zurück zu bekommen. Eine Petition auf change.org soll dem Unmut der Unterstützer Nachdruck verleihen.
Vor kurzem erst ist ein noch erfolgreicheres Projekt von Kickstarter ausgebremst worden (Die Welt). Der Laser Rasierer Skarp bekommt die mehr als 4 Millionen $ nicht ausgezahlt, weil kein funktionsfähiger Prototyp vorgezeigt werden konnte. Hat Kickstarter also dazugelernt? Wenn ich die aktuellen Flugleistungen der Zano Drohne anschaue, glaube ich nicht an die Existenz eines funktionsfähigen Prototypen vor fast 12 Monaten.
Ich bin leider einer der 12.000 Unterstützer und werde mein Geld wohl abschreiben müssen. Hier habe ich noch weniger Hoffnung als bei dem Apple Watch Adapter. Selbst wenn die Zano noch kommen sollte, kann ich nichts damit anfangen. Versprochen war eine Steuerung über Smartphones mit Android, iOS und Windows. Nur eine erste Version für Android existiert, von der iOS Version ist nichts zu sehen. Und ohne iOS Unterstützung werde ich die Zano nicht nutzen können.
[Update 8.12.2015: Die YouTube und Twitter Accounts von Zano wurden gelöscht. Das obige Video findet man noch hier.]