Gelesen: Der Bierzauberer (Brauerstern)

In meinem Urlaub war ich kurzfristig auf der Suche nach etwas ungelesenen und wurde auf meinem Kindle fündig. Dort schlummerte noch Der Bierzauberer von Günther Thömmes, den es im April 2013 zum Welttag des Buches kostenlos von Amazon gab.

In der Jetztzeit wird ein altes Buch gefunden, das die Aufzeichnungen eines Brauers aus dem Mittelalter enthält. Dieser wird aufgrund seines guten Bieres Der Bierzauberer genannt. Der Inhalt dieses Buches wird quasi nacherzählt. Der Stil ist daher manchmal auch eher dokumentarisch. Besonders spannend ist Der Bierzauberer nicht, aber durchaus unterhaltsam, weil man einiges über das Leben im Mittelalter im allgemeinen und das Bier Brauen im besonderen erfährt. Ohne Kenntnisse der chemischen Zusammenhänge wurde das damals Bier gebraut und es war häufig vom Zufall abhängig, ob etwas dabei heraus kam. Der Bierzauberer kommt weit herum und ist in Weihenstephan, Regensburg, Bitburg und Köln als Brauer tätig.

Was habe ich neues gelernt: der Brauerstern

Im Buch gibt es eine Gemeinschaft der Reinen Brauer. Diese verpflichtet sich dazu, immer nur das bestmögliche Bier zu brauen und niemals leichtfertig mit neuen Kräutern und Wurzeln zu versetzen. Das erinnert sehr an das Reinheitsgebot, das aber wohl keinen direkten Bezug dazu hat. Diese Gemeinschaft hatte auch ein Zeichen, mit dem sie ihre Maischbottiche markierten: den so genannten Brauerstern. Er ist ein Hexagramm und sieht genauso aus wie der Davidstern. Davon hatte ich bisher noch nie gehört. Er soll auch immer noch hier und da vorkommen. Bisher habe ich ihn allerdings noch nicht bei Brauereien oder Gaststätten gesehen. Gestern ist mir zwar ein Weizenbierglas untergekommen, bei dem ein Stern zu sehen war, wir konnten uns jedoch nicht einigen, ob es ein Brauerstern oder eher ein Weihnachtsstern ist. In Zukunft werde ich nach dem Brauerstern Ausschau halten.

Gelesen: Die Nacht des Zorns

BrotkorbDie Brotkrume hat mir den Einstieg in den Krimi »Die Nacht des Zorns« von Fred Vargas schwer gemacht. Ein Mord mit einer Brotkrume? Ich habe nicht verstanden, wie das gehen kann. Das lag zum einen an der gewöhnungsbedürftigen Schreibweise von Vargas. Ich habe schon lange nichts mehr von französischen Autoren gelesen und bin eher auf den vollkommen anderen Stil der Skandinavier eingestellt.

Vor allem war ich auf dem Holzweg, weil ich nicht wusste, was eine Brotkrume ist! Ich hatte gedacht, dass eine Brotkrume ein kleines Stück Brot ist. Damit bin ich nicht allein, wie mir eine kleine Umfrage bei Freunden zeigte. Aber eine Brotkrume ist eigentlich das innere eines Brotes. Außen die Kruste, innen die Krume. Wieder mal was gelernt.

Der Brotkrumenmord ist nur eine Einleitungsgeschichte, genauso wie der Fall einer Taube mit zusammengebunden Füßen nur eine Nebengeschichte ist. Eigentlich geht es um eine Prophezeiung durch das wütende Heer. Eine Erscheinung toter Soldaten, Reiter und Hunde, die davongekommene Verbrecher holt. Davon hatte ich noch nie gehört, aber obwohl das nur eine Legende ist, kann ich mir gut vorstellen, wie eine Verbindung mit der Gegenwart zu deutlicher Verunsicherung in einer kleinen Gemeinschaft führen kann. Vor allem, wenn die erste in der Erscheinung aufgetauchte Person auf ungeklärte Weise verschwindet.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Buch habe ich ungefähr bei einem Drittel eine gewisse Leidenschaft für den Krimi entwickelt. Nur die späten Spiele der Fußball WM haben mich vom abendlichen Lesen abgehalten.

Ausgeliehen bei Onleihe, gelernt einiges. Leseempfehlung ja.

Gelesen: Little Brother

Von heute betrachtet hat der Roman Little Brother von Cory Doctorow fast etwas prophetisches. Als Doctorow das Buch schrieb, war die allgegenwärtige Überwachung nur eine dunkle Ahnung, und nicht wie heute, bittere Realität. Der Roman ist bereits von 2008 und verarbeitet die Erfahrungen nach den Anschlägen von 9/11. Die Freiheit wird der vermeintlichen Sicherheit geopfert und Grundrechte stark eingeschränkt. Interessant zu lesen ist die Argumentation, mit der die aktuelle Interpretation der Grundrechte mit den Ideen der Verfasser in Einklang gebracht werden soll.

Eigentlich ist Little Brother ein Jugendbuch und an einigen Stellen ist dies auch deutlich spürbar. Trotzdem ist es auch als Erwachsener sehr interessant und spannend zu lesen. Man erfährt so nebenbei über viele Mechanismen des Internets und wie man sich entsprechend schützen könnte. Das Internet verändert sich schnell, jedoch sind die beschriebenen Verfahren immer noch aktuell.

Was habe ich sonst noch gelernt: Für das Gefühl, im Nachhinein zu wissen, was man in einer Situation hätte sagen können, wenn man spontan gewesen wäre, hat einen Namen. Es heißt l’esprit d’escalier. Das kennt jeder: »Ein geistreicher Gedanke, der jemandem einen Moment zu spät („beim Hinausgehen auf der Treppe“) einfällt und der in der aktuellen Runde oder Diskussion nicht mehr vorgebracht werden kann« (siehe Wikipedia). Der Begriff Treppenwitz hat allerdings heute eine andere Bedeutung.