Bisher kannte ich Hanns-Josef Ortheil von einem Rom Führer. Wir waren schon mehr als 15 mal in Rom und daher sind wir immer auf der Suche nach spannenden Informationen über Rom. Der Führer „Rom. Eine Ekstase“ von Hanns-Josef Ortheil ist da eine wahre Fundgrube. Abseits der ausgetretenen Pfade, die wir schon alle kennen, zeigte Ortheil uns neue Plätze und erzählte uns interessante römische Geschichten.
So war ich gespannt auf „Das Kind, das nicht fragte“. Sein Roman wird auf dem Buchrücken als „sonnüberflutet“ bezeichnet. Dem kann ich nicht so ganz folgen. Das Kind Benjamin, das nicht fragte und der Protagonist, ein Ethnologe auf Forschungsreise in Sizilien, sind ein und die selbe Person. Die Hemmungen, die in der Kindheit von Benjamin ihre Ursache haben, bestimmen über weite Strecken den Roman. Das ist eher nicht sonnig. Trotzdem war mir Benjamin häufig sympathisch. Er kommt aus Köln, mag keine Quiz- und Kochsendungen, und er sagt, „welcher vernünftige Mensch hasst keine Frühstücksbüffets“. Ich bin auch aus Köln und Büffets sowie Kochsendungen sind mir ein Gräuel. Daher die Sympathie.
Durch seine intensive Forschungsarbeit und das tiefe Eintauchen in die Gesellschaft des fiktiven Mandlica schafft er es jedoch, seine Hemmungen zu überwinden und sich von seiner Kindheit zu emanzipieren. Er hat die Fähigkeit, durch geschicktes Fragen Menschen zum Reden zu bringen und ihnen Geschichten zu entlocken, die sie häufig noch niemand erzählt haben. Das ermöglicht ihm, ein hohes Ansehen in Mandlica zu erhalten. Beflügelt durch das in ihn gesetzte Vertrauen und natürlich durch die Liebe zu einer Frau gelingt es ihm, auf die Sonnenseite des Lebens zu wechseln.
Der Roman war erfrischend zu lesen auch wenn die Wendung von Benjamins Leben ins Positive doch allzu wunderlich ist. Ortheil ist ein guter Erzähler, lohnt das Lesen und macht zudem Lust auf Sizilien. Laut der Rezensionen bei Amazon ist dieser Roman nicht sein bester. Wenn ich meine Bücherliste abgearbeitet (gelesen) habe, werde ich mir nochmal einen Ortheil vornehmen.