Das Alphabethaus

Skandinavische Krimis sind mir eigentlich zu brutal. Mankell ging immer noch, aber viele der anderen Autoren, sind mir einen Tick zu explizit. Von Jussi Adler-Olsen habe ich Erbarmen gelesen. Das Buch ist extrem spannend, aber auch beängstigend. Das, was dem Opfer dort widerfährt, wünscht man niemandem. Die Story kann schlaflose Nächten bereiten.

Daher war ich skeptisch, als ein Freund mir das Alphabethaus von Jussi Adler-Olsen empfohlen hat. Das Alphabethaus ist kein Krimi sondern ein Roman (oder Thriller) über zwei englische Piloten, die im zweiten Weltkrieg über Deutschland abgeschossen werden. Um zu überleben, gehen sie in die Psychiatrie. Dort warten sie simulierend auf das Ende des Krieges.

Definitiv ist dieses Buch nicht explizit und somit schwer zu ertragen. Vielmehr ist es trotz seines Umfangs eher oberflächlich. Ich denke bei Krimis ist das häufig so, weil es eher auf die Handlung ankommt als auf das Innenleben der Protagonisten. Hier hätte ich mir etwas mehr Einblick in die Gefühlswelten der Piloten gewünscht. In meiner Vorstellung ist es extrem hart, eine psychische Erkrankung zu simulieren, um am Leben zu bleiben. Dabei mit Medikamenten vollgepumpt zu werden und allerlei Behandlungen über sich ergehen lassen zu müssen. Nicht aufzufallen ist das oberste Ziel und somit sind die befreundeten Piloten auf sich selbst gestellt, obwohl sie nur wenige Meter voneinander entfernt liegen.

Spannend ist das Alphabethaus auf jeden Fall und es hat mich bis zum Schluss gefesselt. Ob das Buch etwas mit der Realität zu tun hat, also gut recherchiert ist, kann ich nicht beurteilen. Über die Psychiatrie damals weiss ich nichts, konnte mich aber gut in die Handlung einfinden.

Was habe ich gelernt? In der Psychiatrie kann simuliert werden. Im Buch ist das natürlich extrem und daraus würde ich es auch nicht ableiten. Allerdings hat mir ein Professor für Psychologie erzählt, dass bei Versuchen mit Studenten (als Simulanten) so gut wie niemand als Simulant entdeckt wurde. Die Situation muss aber schon extrem sein, damit eine Simulation wirklich durchgehalten werden kann – und überhaupt Sinn macht.

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