Gelesen: Little Brother

Von heute betrachtet hat der Roman Little Brother von Cory Doctorow fast etwas prophetisches. Als Doctorow das Buch schrieb, war die allgegenwärtige Überwachung nur eine dunkle Ahnung, und nicht wie heute, bittere Realität. Der Roman ist bereits von 2008 und verarbeitet die Erfahrungen nach den Anschlägen von 9/11. Die Freiheit wird der vermeintlichen Sicherheit geopfert und Grundrechte stark eingeschränkt. Interessant zu lesen ist die Argumentation, mit der die aktuelle Interpretation der Grundrechte mit den Ideen der Verfasser in Einklang gebracht werden soll.

Eigentlich ist Little Brother ein Jugendbuch und an einigen Stellen ist dies auch deutlich spürbar. Trotzdem ist es auch als Erwachsener sehr interessant und spannend zu lesen. Man erfährt so nebenbei über viele Mechanismen des Internets und wie man sich entsprechend schützen könnte. Das Internet verändert sich schnell, jedoch sind die beschriebenen Verfahren immer noch aktuell.

Was habe ich sonst noch gelernt: Für das Gefühl, im Nachhinein zu wissen, was man in einer Situation hätte sagen können, wenn man spontan gewesen wäre, hat einen Namen. Es heißt l’esprit d’escalier. Das kennt jeder: »Ein geistreicher Gedanke, der jemandem einen Moment zu spät („beim Hinausgehen auf der Treppe“) einfällt und der in der aktuellen Runde oder Diskussion nicht mehr vorgebracht werden kann« (siehe Wikipedia). Der Begriff Treppenwitz hat allerdings heute eine andere Bedeutung.