Gelesen: „London“ von Edward Rutherfurd

Tower BridgeLondon ist die am häufigsten besuchte Stadt der Welt, habe ich in einem Radiobeitrag gehört. Mehr als 18 Millionen Touristen kommen jährlich nach London. Ich war selbst auch schon mehrfach dort. Das letzte mal 2013, als ich eine beeindruckende Street-Art Tour durch das East-End gemacht habe. Daher habe ich mich auf das Buch „London“ von Edward Rutherfurd gefreut, das die Geschichte Londons von der römischen Besatzung bis zum 2. Weltkrieg erzählt.

Rutherfurd nutzt dazu mehrere Familien, die jeweils spezifische Erkennungsmerkmale haben und begleitet diese Familien durch die Jahrhunderte. So bekommt das Buch den Touch eines Historienromans. Allerdings stehen nicht die Familien im Vordergrund sondern die geschichtliche Entwicklung der Stadt. Die Personen aus den Familien werden nur verwendet, um die jeweiligen Lebensumstände der Epoche zu erläutern. Jede Familie erscheint mal unten, mal in der Mitte, mal oben in der Hierarchie der Gesellschaft.

UndergroundDie historischen Entwicklungen von England und London sind sehr spannend: Schon in der Römerzeit war London recht bedeutend, wurde aber dann verlassen und fast vergessen und ist erst im frühen Mittelalter wieder auferstanden. Der religiöse Konflikt zwischen König Heinrich VIII und dem Papst führte zur Abspaltung und Entstehung der anglikanischen Kirche. Schon früh entsteht ein Parlament mit Unter- und Oberhaus, dass Jahrhunderte lang mit dem König (oder der Königin) um die Macht kämpft.

Goodbye blue skyAllerdings merkt man dem Roman an, dass er bereits 1977 geschrieben wurde. Die Sprache ist etwas schwerfällig und ausschweifend und es machte mir Mühe, die fast 900 Seiten hinter mich zu bringen. Neben den historischen Details, die mich immer wieder dazu brachten, weitere Informationen per Internet nachzulesen, fällt die Familiengeschichte etwas ab. Ein wenig fühlte ich mich an Kampf um Rom erinnert. Den Roman habe ich auch mal lesen wollen, bin aber an der Sprache komplett gescheitert. Kampf um Rom ist jedoch nochmal 100 Jahre früher geschrieben worden. Letztendlich hat mich mein Interesse an der Geschichte Londons doch bei der Stange gehalten.

Was habe ich neues gelernt

Marmeladen„London“ enthält eine Fülle von Details, die ich zum größten Teil wieder vergessen habe. In Erinnerung geblieben ist mir, dass es bis ins späte Mittelalter gedauert hat, bis der Stand bei der römischen Besatzung wieder erreicht werden konnte. Dies betrifft sowohl die Einwohnerzahl als auch den technischen Standard. Das ging aber sicher vielen Siedlungen so. Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches fehlte es an Organisation, um den Standard zu halten.

Beschrieben wird auch eine Bankenkrise um 1825. Die Ereignisse sind nicht unähnlich der Krise von 2008 und schon damals war das größte Problem der Vertrauensverlust in das System. Wir erinnern uns alle noch an die Pressekonferenz von Merkel zu „unsere Einlagen sind sicher“.

Würde ich das Buch empfehlen? Ja, für historisch Interessierte spannend, und nein, weil es doch etwas mühsam zu lesen ist.

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