DOK.fest – „Above & Below“, „Über die Jahre“ und „Versicherungsvertreter 2“

Im Moment läuft wieder das DOK.fest in München. Jedes mal nehme ich mir vor, möglichst viele Dokumentarfilme auf dem Festival zu sehen. Bis jetzt habe ich schon 3 geschafft und es sind noch 3 Tage.

Above & Below

Der Film über Außenseiter der Gesellschaft hat den Dokumentarfilmmusikpreis gewonnen. Er erzählt von einem Einsiedler in der Wüste Nevadas, Menschen in Tunneln von Las Vegas, und den Mitgliedern der Mars Desert Research Station. Eine Freundin fand, der Film kommt den Personen nicht nahe genug. Vielleicht stimmt das, ich fand aber, der Film war nah genug dran. Manchmal hat der Film die Anmutung eines Werbevideos oder modernen Serien (Breaking Bad). Das führt eventuell zu einer Distanz.

Die Filmmusik beginnt erst nach mehr als 30 Minuten und wir haben uns schon gefragt, wo die prämierte Musik wohl bleibt. Sie ist wirklich gut und nimmt die Sounds, die die porträtierten Menschen umgeben auf. So beispielsweise das Klappern der Kanaldeckel über den Tunneln.

Warum die Menschen da sind, wo sie sind, wird nicht thematisiert. Das fand ich etwas schade. Trotzdem spannend zu sehen, wozu sich Menschen entscheiden. Vor allem die Mars Forscher scheinen extrem absurd.

Über die Jahre

Wenn ich vorher gewusst hätte, wie lange der Film Über die Jahre dauert, hätte ich ihn bestimmt nicht angeschaut. Im Nachhinein bin ich froh, ihn gesehen zu haben. Er begleitet Arbeiter einer Textilfirma in Niederösterreich über den Zeitraum von 10 Jahren. Direkt am Anfang muss die Firma aufgeben, weil „Qualität nicht mehr gefragt ist“.

Den Arbeitern ergeht es über die 10 Jahre sehr unterschiedlich. Im Waldviertel gibt es quasi keine Arbeit. So gibt es große Schwierigkeiten für die meisten, wieder Arbeit zu finden. Aber auch auch andere Schicksalsschläge treffen die Menschen.

Ich lese gerade „Arbeitsfrei“ von Constanze Kurz und Frank Rieger. Die extreme Technisierung, die dort behandelt wird, steht im krassem Gegensatz zu der Einfachheit der im Film skizzierten Tätigkeiten. Auch die Menschen sind sehr einfach, fast sprachlos vor der Kamera und nahezu unfähig zur Reflexion. Trotzdem oder gerade deshalb ein toller Film

Versicherungsvertreter 2

Den ersten Teil von Versicherungsvertreter habe ich nicht gesehen. Ich kann mir den Inhalt aber gut vorstellen, nachdem ich den zweiten nun gesehen habe. Der Wahnsinn im Vermittlungsgeschäft ist ja allgegenwärtig. Mehmet Göker, der „Held“ des Films, ist bestimmt extrem, was seine Wahrnehmung und seinen Größenwahn angeht. Aber die vielen Skandale bei der Vermittlung von Versicherungen, Geldanlagen, Immobilien etc. zeigen, dass das eine Branche ist, die Rattenfänger geradezu anzieht.

Heute versucht Göker von der Türkei aus sein Geschäft weiter zu betreiben. In Deutschland bzw. Europa kann er wegen eines Haftbefehls nicht mehr einreisen, ohne Probleme zu bekommen. Ohne die Mithilfe der Versicherungen geht und ging das allerdings nicht und der Film hat mir wieder einen Grund gegeben, dass private Krankenversicherungen im heutigen Format abgeschafft gehören (wie in Holland).

DOK.fest

Das DOK.fest ist eine tolle Veranstaltung. Dokumentarfilme sieht man ja normalerweise nicht im Kino, sondern eher mal im TV. Es lohnt sich auf jeden Fall, einen der spannenden Filme zu sehen. Oder vielleicht mehrere. Das DOK.fest läuft noch bis Sonntag und alle Filme, die ich gesehen habe, laufen nochmal.

re:publica Twitter Trends

Ich war dieses Jahr zwar auf der re:publica, konnte mich aber gar nicht so richtig den Vorträgen und dem Socializing widmen, weil ich gearbeitet habe. Ich will auch gar keinen persönlichen Rückblick geben sondern die Twitter Trends, die ich mit dem Tool Watson Analytics sehen kann, hier zeigen. Ausgewertet habe ich die Tweets mit #rp15. Ich bekomme mit dem Tool ein 10% Sample, alle Zahlen sind also x10.

#rp15 per language

Die Anzahl der Tweets war am ersten Tag mit ~35.000 am höchsten. Der zweite Tag war ähnlich, aber am dritten ging es schon deutlich zurück. Das hat man auch gemerkt, es war insgesamt schon leerer. Die meisten Tweets sind in deutsch, danach englisch und auf Platz 3 und 4 sind französisch und finnisch.

#rp15 per top Hashtag

Schaut man die verwendeten Hashtags (Top 20) neben #rp15 an, kann man erkennen, dass die Angabe eines Hashtags für einen Vortrag wichtig ist. So hat der Sketchnotes Vortrag einen kleinen Peak erzeugt und auch unser Vortrag zu NewWaytoWork ist sichtbar. Der Vortrag des Netflix CEO hat einen beachtlichen Ausschlag verursacht. Das Top Thema war aber der Vortrag von Alexander Gerst zur ISS Mission. Da wurde wie wild getwittert (mehr als doppelt so viel wie bei Netflix), aber es gab kein einheitlich verwendetes Hashtag. Daher kommt das in der obigen Grafik nicht raus. Das Land Baden-Württemberg hat es mit Freibier geschafft, permanent mit dem Hashtag #bwjetzt in den Trends aufzutauchen.

#rp15 BahnstreikAuch der Bahnstreik hat sich in den Tweets niedergeschlagen. Allerdings primär vor der re:publica. Als erst mal alle da waren, war das Thema auch nicht mehr wichtig.

#rp15 Author CountryDie geografische Verteilung der Twitterer ist ziemlich global. Natürlich haben diese Info nicht alle hinterlegt, aber trotzdem bekommt man einen guten Einblick, von woher die Teilnehmer kommen. Die meisten natürlich aus Deutschland, Asien ist gut vertreten, Afrika nur punktuell.

Um die Verhältnisse ins rechte Licht zu rücken, als letztes nun ein Vergleich von #rp15 mit #fcbfcb. Über dieses Fußballspiel wurde mehr als 10x mehr getwittert als über die re:publica. Mag vielleicht auch am Ergebnis liegen…

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Eine Woche Apple Watch

Apple WatchDie erste Woche mit der Apple Watch ist rum. Eine ganze Reihe von Erfahrungsberichten ist mittlerweile im Netz zu finden und eine Apple-Watch-Gate gibt es auch schon: die Apple Watch funktioniert nicht, wenn man ein dunkles Tattoo am Handgelenk hat.

Naja, eigentlich geht nur der Pulsmesser nicht gescheit, was ja kein Wunder ist, weil er optisch den Puls misst. Die Farbpigmente in der Haut stören die Messung. Der Rest der Uhr wird natürlich problemlos funktionieren.

Punkto Pulsmessung. Die halte ich für ein großes Plus. Damit ist es für die Uhr besser erkennbar, wenn Aktivität vorliegt. Schrittmesser wie das Nike Fuelband messen Schritte. Wenn ich jedoch Fahrrad fahre, zeigt der Schrittmesser nichts an. Die Apple Watch erkennt die Aktivität aber, weil der Puls ansteigt. Ohne Pulsmesser ist das so nicht umsetzbar. Ich würde da also keineswegs von einem Feature Bloat der Apple Watch sprechen wie die Zeitschrift Macworld. Und dass der Pulsmesser recht exakt ist, habe ich ja schon letzte Woche geschrieben.

Apple Watch - WartenDie Befürchtungen hinsichtlich der Akkulaufzeit scheinen auch unbegründet. Wie oben zu
sehen, ist nach einem normalen Tag noch mehr als 40% übrig. Bei dem Akku des iPhones sieht es schon schlechter aus. Die Nutzung der Apple Watch zerrt arg an der Laufleistung des iPhone.

Die ständige Kommunikation mit dem iPhone ist  die größte Schwäche der Apple Watch. Ohne das iPhone in der Nähe geht außer der Uhrzeit nicht viel. Beim Start einer Anwendung sieht man häufig erst mal nichts außer dem drehenden Rad. Das ist nervend, wenn man nur mal kurz was prüfen möchte. Nachrichten gehen auf der Apple Watch ebenfalls verzögert ein. Es dauert schon mal 10 Sekunden, bis nach einer Signalisierung einer SMS auf dem iPhone, diese auch auf der Apple Watch erscheint. Grundsätzlich ist die Aufteilung zwischen iPhone und Apple Watch sinnvoll, nur reibungsloser könnte sie eben sein.

Einmal habe ich die Uhr über Nacht getragen, um zu sehen, was sie Nachts aufzeichnet. Das war keine gute Idee. Zum einen tat mir am Morgen das Handgelenkt weh. Die Uhr ist einfach zu groß und zu schwer. Außerdem war dann recht bald das Akku leer.

Vor Spionage habe ich bei der Apple Watch am wenigsten Befürchtungen. Im Gegensatz zu allen anderen Geräten mit Fitnesstracker schickt Apple die Daten nicht in die Cloud. Sie sind quasi im iPhone gefangen und können nur über eine App ausgelesen und genutzt werden. Wenn ich das mit Withings vergleiche ist das quasi Fort Knox. Ein Risiko besteht natürlich, wenn man einer App den Zugriff auf die Daten erlaubt. Die Versuchung eine Fremd-App zur Analyse zu verwenden ist groß, weil Health so grottenschlecht ist.