Big Data – was ist das denn? Zumindest bei meiner Arbeit ein Riesenthema! Da in Tages- und Wochenzeitungen darüber berichtet wird, ist es auch ein Mainstreamthema. Schon im Januar schrieb Die Zeit darüber. Damals noch eher unbedarft. Bei Big Data geht es um viele Daten, die mit Hilfe von noch mehr Technologie ausgewertet werden. Das hört sich doch gleich nach Überwachung an. Seit Snowden wird Big Data kritisch beäugt.
Dabei geht es bei Big Data gar nicht um Überwachung. Zumindest nicht primär. Der Begriff ist jedoch nicht leicht zu fassen. Daher gefällt mir das Buch „Big Data“ von Viktor Mayer-Schönberger und Kenneth Cukier, das ich gerade gelesen habe, sehr gut. Mit einfachen Worten und Beispielen wird das Wesen von Big Data herausgearbeitet. Mit je einem eigenen Kapitel beschreibt das Buch die mit Big Data verbundenen Paradigmenwechsel:
- Mehr – es werden möglichst viele Daten für Analysen verwendet
- Unscharf – es kommt nicht so sehr auf die Genauigkeit der Daten an
- Korrelation – das „was“ ist ausreichend und das „warum“ nicht zwingend notwendig
Basis dafür, dass dieser Paradigmenwechsel überhaupt fruchtet, ist die zunehmende Datafizierung. Immer mehr Abläufe, Ereignisse und Zustände werden digital erfasst und stehen für Auswertungen zur Verfügung. So können Maschinen besser gewartet werden oder Patienten besser versorgt werden. Natürlich wird auch die Werbung damit effizienter. Amazons „andere Kunden haben Produkte x,y gekauft“ basiert auf solchen Big Data Analysen. Schon vor Jahren wurden dort die menschlichen Experten für die Empfehlungen entlassen. Big Data brachte einfach bessere Ergebnisse.
Und damit wird auch das Risiko deutlich. Big Data kann zu gewaltigen Umwältzungen führen. Wenn das „warum“ nicht mehr relevant ist, sonder nur noch das „was“ herangezogen wird, ist die Transparenz nicht mehr gegeben. Im Buch wird daher eine Art Zertifizierung für die Big Data Verfahren vorgeschlagen. Dies soll verhindern, dass wir zu „Opfern“ der Algorithmen werden, und nicht nur beim Kaufen, sondern in nahezu allen Lebenslagen der Big Data Analyse ausgeliefert sind.
Auch die dunkle Seite wird im Buch beleuchtet. Wie jede wirkmächtige Entwicklung hat auch Big Data eine dunkle Seite durch Missbrauch. Dazu gehört nicht nur die Überwachung durch die NSA. Auch die Wahrung des Datenschutzes durch private Unternehmen ist wichtig. Dabei muss eine Balance zwischen Schutz und fruchtbarer Nutzung erreicht werden. Auf eine bessere Verkehrssteuerung durch Big Data will ja quasi niemand mehr verzichten.
Das Buch „Big Data“ ist vor der Snowden Enthüllung erschienen und seine Stärke ist, dass schon damals die dunkle Seite diskutiert wurde. Daher ist das Buch auch jetzt noch relevant und nicht zu Unrecht auf einer Empfehlungsliste der NY Times für 2013. Die NSA Überwachung selbst wird sogar am Rande erwähnt. Schon in 2010 hatte die Washington Post darüber berichtet.
Was auch immer aus der Snowden Affäre folgt. Das, was wir heute Big Data nennen, wird nicht mehr verschwinden. Das Buch von Meyer-Schönberger ist daher eine gut Lektüre, um zu verstehen, worum es wirklich geht. Ist Big Data nun eine Revolution? Ich bin mir nicht sicher. Verändern werden sich aber sicher viele Bereiche, wie wir leben und wie wir handeln.
P.S.: ich habe dieses Buch als eBook auf dem Kindle gelesen und kann es wirklich empfehlen.