Tagung zur Netzpolitik – Teil 2

In Teil 1 hatte ich schon über die ersten Sprecher auf der Tagung zur Netzpolitik berichtet.

Jetzt geht es weiter mit dem Vortrag von Anke Domscheit-Berg zu Open Government. Dieser Vortrag hat mir ebenfalls gut gefallen. Er enthielt viele Anregungen zu Transparenz in Daten und Prozessen von Behörden und öffentlichen Einrichtungen. Sie hat eine ganze Reihe von Links vorgestellt, die ich mir in näherer Zukunft mal anschauen muss:

Ganz besonders interessant fand ich apps4deutschland.de. 77 Apps sind aus dem Wettbewerb entstanden. Mal sehen, ob da was für mich dabei ist…

Constanze Kurz hat an vielen Stellen des Vortrags von Anke den Kopf geschüttelt. Beide hatten aber keine Zeit das auszudiskutieren und daher haben wir nicht erfahren, was der Grund dafür war. Sehr schade. Das hätte viele interessiert.

Als nächstes war Catharina Maracke dran mit einer Ausführung zum Urheberrecht. Ebenfalls ein spannendes Thema. Nach einer Einführung in die Ziele des Urheberrechts und den aktuellen Stand hat sie einen Vorschlag zur Reformierung vorgestellt. Die bestehende Regelung soll demnach weiterhin als opt-in bestehen bleiben. Daneben soll es ein neues Urheberrecht 2.0 als „Auffangtatbestand“ geben. In diesem würde als Mindestniveau das exklusive Recht auf Namensnennung gelten, aber nicht mehr das exklusive Recht am Werk. Höhere Schutzniveaus könnten sich an Creative Commons anlehnen. Das neue Urheberrecht würde beiden Parteien – den Schöpfern und den Nutzern – etwas abverlangen. Schöpfer wurden nicht mehr automatisch die vollen Rechte am Werk bekommen und Nutzer nicht den vollen Zugriff. Eine interessante  Idee, die ich aber durch Unkenntnis nicht wirklich beurteilen kann.

… und es gibt noch einen 3. Teil.

Tagung zur Netzpolitik – Teil 1


Drei Tage Netzpolitik bei der evangelischen Akademie in Tutzing liegen hinter mir. Ein viel diskutiertes Thema dort war die Beschränkung der Diskussion auf eine kleine, eingeschworene Gruppe. Zu der gehöre ich sicher nicht und daher hier meine Eindrücke.

Die Agenda und später in der nächsten Woche auch die Videos der Vorträge gibt es auf der Webseite der EATutzing.

Gestartet hat die Tagung mit einem Vortrag von Markus Beckedahl (von netzpolitik.org). Er ist ein sehr launiger Redner und gab einen guten Überblick über die wichtigsten Themen der Tagung. Ich habe ihn noch nie live erlebt und daher kann ich nicht beurteilen, wie er sonst vorträgt. Einige der Aussagen erschienen mir zu pauschal und verallgemeinernd. Das war aber vielleicht der zur Verfügung stehenden Zeit geschuldet. Beleuchtet hat er unter anderem Datensicherheit und Überwachung, Datenschutz, Netzneutralität, Zugang zum Internet für alle, dezentrale Strukturen.

Der zweite Tag startete mit Constanze Kurz vom Chaos Computer Club. Ihr Thema, NSA, Prism und Tempora, lädt gerade dazu ein, ein Horror-Szenario aufzubauen. Constanze Kurz hat aber einen guten Weg gefunden, den aktuellem Wissensstand verständlich zu vermitteln. Hinsichtlich NSA ist klar geworden, dass aus Sicht der USA die Aktivitäten legal waren. Eine Erlaubnis der entsprechenden Stellen in den USA lag dafür vor. Es ist also nicht damit zu rechnen, dass die Aktivitäten zu Prism eingestellt werden. Aus europäischer Perspektive ist Tempora allerdings viel interessanter. Immerhin gehört England auch zur EU. Tempora lauscht an 200 Unterseekabeln und hat einen Zwischenspeicher für 3 Tage. Das entspricht in etwa 20 Petabyte. Gesammelt werden primär Metadaten, analysiert wird alles und verschlüsselte Daten werden aufbewahrt. Die sind natürlich sehr suspekt und vielleicht kann man sie später mal entschlüsseln. An die Nutzung primär zur Vermeidung von Terrorismus kann man nicht glauben. Bisher gibt es dafür keine offiziellen Anhaltspunkte. Dies wird vor allem durch US Projekte wie Bullrun deutlich, die die strukturelle Schwächung von Sicherheitsmaßnahmen zum Ziel haben. Bullrun hat dazu 250 Millionen pro Jahr zur Verfügung. Ein kleiner Teil der mehr als 50 Milliarden, die die USA insgesamt in dem Bereich pro Jahr ausgibt.

Dirk Brengelmann hat danach die Position des Auswärtigen Amts zum Thema Netzpolitik dargelegt. Er ist Deutschlands Cyber Beauftragter sowie Diplomat und wurde meiner Meinung nach seiner Rolle gerecht. Die Erwartungen waren natürlich höher. Das Maximum, was er zugestehen mochte war, dass die Regierung gegen die Schnüffeleien nicht vorgehen mag, weil ansonsten die Gefahr besteht, von Informationen abgeschnitten zu werden. Er sieht die aktuell diskutierte Resolution bei der UN, die mit den Brasilianern eingebracht werden soll, als einen Start einer notwendigen Diskussion dazu. Er verwies auch auf einen Artikel des ehemaligen Verfassungsrichters Udo di Fabio zur Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit (den hier fand ich interessant).

Soweit für heute. Mehr später.

Die alternative Stadtführung zu East-End’s Street-Art

Dies ist mein Beitrag zu Tanja Praskes Blogparade â€žMein fazinierendes Kulturerlebnis”: Welches Kulturerlebnis faszinierte Euch? Warum? Woran erinnert Ihr Euch besonders gerne?  

Im Sommer waren wir in London und haben eine Alternative Stadtführung besucht, die uns die Street-Art Szene im East End näher gebracht hat (habe ich auch schon mal hier beschrieben). Wir sind wahrlich keine Experten für Street-Art und Graffitis, aber viele Arbeiten begeistern uns und daher wollten wir uns in der an Exponaten wirklich reichhaltigen Gegend fachkundig führen lassen.

Um an der Stadtführung teilzunehmen, muss man sich über das Internet anmelden und dann am vereinbarten Treffpunkt pünktlich erscheinen. Das haben wir dann auch so – wenn auch extrem kurzfristig – gemacht und fanden uns in einer Gruppe von 40 Personen unterhalb einer weißen Ziege wieder. Zwei lockere Jungs in zu erwartendem Outfit (save the hoodie!), die nach eigenem Bekunden selbst Sprayer sind, entpuppten sich als unsere Führer. Mit einem von beiden zogen wir dann, leider bei Regen, los.

Zuerst ging es um das Viertel an sich. Die Historie (an Juden, Hugenotten, Pakistanis kann ich mich erinnern) und die Gentrifizierung (wie überall) durch die Ausweitung des Finanzdistrikts, das schon recht nahe gekommen ist.

Wir liefen dann durch viele Straßen, Hinterhöfe, Gässchen, um uns die aktuellen Werke anzuschauen. Vieles wird auch heute noch über Nacht gesprüht, wie hier an der Tür des Frisörs.

Beim Friseur

Es gibt aber mittlerweile eine große Anzahl von Bildern, die als Auftragsarbeiten oder zumindest im Einverständnis mit dem Eigentümer erstellt wurden. Die Vielzahl der Techniken ist beeindruckend. Auch unser Führer war von einigen Bildern ob der exzellenten Beherrschung der Sprühflasche begeistert: „Die machen Sachen mit der Sprühflasche an die niemand bisher gedacht hat oder überhaupt für möglich hielt“.
Wirbelwind

Echte politische Aussagen sind eher selten. Platte Sprüche sehen aber manchmal auch gut aus.
BerlusconiGoodbye

Kunstwerke kann man nicht nur auf den Wänden, sondern durchaus auch auf dem Boden finden. Art ist Tra$h ist dabei das Motto des Künstlers, das er überall hinsprüht.
Art is Tra$h Around the corner

Der Einfallsreichtum ist schier umbegrenzt. Ob eine Arbeit länger erhalten bleibt liegt nicht nur am Eigentümer, sondern auch an der Qualität eines Bildes selbst. Ist es wirklich gut, bleibt es über lange Zeit unangetastet.
BubblesIn a bubble

Richtig super fand ich ein Bild, bei dem nichts aufgetragen wurde (also z.B. Farbe), sondern etwas abgetragen. Durch das wegschlagen des Putzes an einer Häuserwand ist ein Bild entstanden. Das ist aus der Nähe fast nicht zu erkennen und erschließt sich erst aus der Entfernung. Unser Führer meinte, dass der Künstler mit schwerem Gerät arbeitet und selbst kleine Sprengladungen einsetzt.

out of stone

Die Anzahl der richtig guten Werke ist fast unüberschaubar. Wir waren richtig begeistert davon, dass es nicht überall von Tags wimmelt (die mag ich nicht) und auch nicht hauptsächlich Schablonenwerke zu sehen sind. Davon gibt es zwar auch gute (von Banksy haben wir nichts gesehen), die meisten wiederholen sich aber sehr. In München dominieren die an jede Ecke aufgesprühten Panzer, Vögel und Mädchen.

Auf jeden Fall ist die Alternative Stadtführung eine gute Alternative zu einer normalen Stadtführung. Wen Street-Art begeistert, dem kann ich dies nur empfehlen.