3 Jahre eBike – Licht und Schatten

 

In der letzten Woche habe ich mehrere Artikel zu eBikes gelesen. Unter anderem in der Zeit Ein Autofan lässt den Wagen stehen, Elektrisch Radeln im Isarblog und Velophil wiederum in der Zeit. Da ich schon seit 3 Jahren ein eBike fahre, berichte ich nun von meinen Erfahrungen.

Viel Licht …

Vor etwas mehr als 3 Jahren fuhr ich mit meinem alten Rad durch die Stadt und wurde locker von einem anderen Radler überholt. Auf einem Rad, dass mir auf anhieb optisch total gut gefiel. Als ich zuhause war, habe ich herausgefunden, dass das gesehene Rad ein Winora Town:e war. Schnell hatte ich einen Händler in meiner Nähe gefunden, der das Rad vorrätig hatte, und eine Probefahrt wurde vereinbart. Das Rad hat mich direkt überzeugt. Es ist nicht wirklich praktisch, eher ein Spaßrad, aber das Fahren damit macht richtig Spaß. Da es Saisonende war, habe ich das Rad zu einem ordentlichen Preis kurz darauf gekauft.

Das Town:e ist richtig fix. Der Motor hat ordentlich Kraft und zieht gut an. Schon nach wenigen Metern hat man die maximale Unterstützungsgeschwindigkeit von 25 km/h erreicht. Die Stabilität des Rades ist sehr gut und die Bremsen greifen richtig zu.

… viel Schatten

Soweit zum Licht. Auf der Schattenseite steht definitiv das Image eines eBikes. Ich weiß gar nicht, wie oft ich schon gehört habe „ich brauche noch kein eBike“. Als bräuchte man erst eine gewisse Gebrechlichkeit, um eBike zu fahren. Für mich ist Fahrrad fahren kein Sport, sondern Transport von A nach B. Das kann ein eBike mit weniger Anstrengung als ein normales Fahrrad. Zur Arbeit beispielsweise sind es für mich ungefähr 10 Kilometer und der Giesinger Berg liegt dazwischen. Mit einem normalen Rad bin ich nach der Fahrt total durchgeschwitzt. Dazu habe ich keine Lust. Mit dem eBike geht es auch nicht ohne Schwitzen, aber es ist deutlich besser. Neben dem Fahrspaß hat das eBike den deutlichen Vorteil, dass ich ohne große Anstrengung flott voran komme. Häufig stehen Männer vor dem Rad und schauen es sich interessiert an. Nicht für sich selbst natürlich, sondern für ihre Mutter … ja klar.

Ein eBike ist ein totales Drama, wenn der Akku leer ist. Durch das relativ hohe Gewicht von Akku und Motor, ist das Fahren ohne Unterstützung wirklich mühsam. Vor allem, wenn man sich an die Unterstützung gewöhnt hat, ist es doppelt schlimm. Es ist mir mehrfach passiert, dass das Akku recht plötzlich auf leer ging. Gute Planung von Strecke und Ladung ist also sehr ratsam.

… und noch mehr Schatten

Noch schlimmer ist es, wenn das eBike einen Defekt hat. An meinem normalen Fahrrad habe ich bisher alles selbst repariert. Die Technik ist so simpel, dass das mit mehr oder weniger großem Aufwand immer ging. Manchmal etwas lästig, aber immer erfolgreich. Bei einem eBike ist das nicht mehr so einfach möglich. Das ganze System ist für mich viel zu kompliziert, als dass ich Reparaturen selbst durchführen könnte. Einfaches geht natürlich (Kette ölen), aber ein Plattfuss hinten (dort ist beim Town:e der Antrieb) muss wohl in die Werkstatt.

Nach ungefähr einem Jahr war mein eBike erstmals defekt. Die Unterstützung setzte hier und da aus. Das nervte. Der Händler hatte das Problem zum Glück sofort im Griff und durch Garantie entstanden keine Kosten für mich.

Ein weiteres Jahr später war die Unterstützung jedoch komplett weg. Diesmal konnte der Händler nichts machen und das Rad ging zur Reparatur zum Hersteller (Winora sitzt in Schweinfurt). Von dort kam es nach 2 Wochen mit einem neuen Display (=Elektronik) zurück. Alles wieder gut.

Wieder ein Jahr später war die Unterstützung nur noch kümmerlich. Also wieder zum Händler, der direkt konstatierte, dass der Akku defekt sei. Das leuchtete auch mir ein, weil es ausgebeult war, was auf einen Kurzschluss hindeutete. Aber selbst ein neuer Akku brachte keine Verbesserung. Also ging das Rad nochmals zurück zum Hersteller. Diesmal 8 Wochen Reparaturzeit, ein neuer Akku, ein neues Display und neue Wandler (die Teile ermitteln, wie schnell man selbst tritt).

Ein eBike ist ein teuerer Spaß

Ich fand den Defekt des Akkus nach 3 Jahren einen Witz, aber wenn man ein wenig im Internet sucht, ist das nicht unüblich. Gleiches kennt man ja auch von anderen Geräten. Schade nur, dass der Akku fast das teuerste am eBike ist. Die Anschaffungskosten, die Haltbarkeit und die nötigen Wartungen machen ein eBike zu einem teuren Spaß. Vor allem für einen Gelegenheitsradler wie mich schlägt die geringen Haltbarkeit der Akkus drastisch durch. Ich liege bei meinem eBike aktuell bei mehr als 1€ pro gefahrenen Kilometer. Da ist Taxi fahren billiger.

Für mich trotzdem das richtige

Vielleicht ist mein eBike ein Montagsrad und normalerweise funktioniert alles zuverlässiger. Die technologische Entwicklung geht weiter und neuere Räder sind wahrscheinlich günstiger und leichter zu warten. Ein höherer Preis als bei einem normalen Rad ist nicht zu vermeiden. Nichtsdestotrotz würde ich kein normales Rad mehr kaufen, weil die Vorteile eines (funktionierenden) eBikes für mich deutlich überwiegen. Ich würde ein eBike eher mit einem Roller vergleichen. Die Kosten eines Rollers sind ähnlich hoch, die Unfallrisiken allerdings größer (siehe dazu auch den Artikel Velophil), weil die Geschwindigkeiten höher sind und keinerlei Radweg genutzt werden kann. Letzteres schränkt die Einsätze eines Rollers zu sehr ein. Ein eBike ist fast ideal, weil es überall fahren kann, wo ein Fahrrad erlaubt ist, aber bequemere Mobilität ermöglicht.