Gelesen: Fünf Freunde und das Burgverlies

Zuschauer

Zu meinem Geburtstag habe ich mir Bücher gewünscht, die die Gäste gern mögen, also die Lieblingsbücher der Schenkenden. Das hat gut funktioniert.  Ich habe eine riesige Anzahl von Büchern geschenkt bekommen, die ich alle noch nicht kenne. Ich freue mich schon sehr darauf, sie alle zu lesen. Bisher habe ich noch gar nicht mit dem Lesen dieser Bücher
angefangen,Bücher zum 50. weil ich noch andere hatte, die ich zuerst lesen wollte.

Von meiner Schwester habe ich Bücher bekommen, die ich früher selber sehr mochte: Fünf Freunde von Enid Blyton. Gelesen habe ich jetzt „Fünf Freunde und das Burgverlies“ von 1965.

Als ich klein war, gab es Diskussionen Zuhause, ob Fünf Freunde sinnvolle Literatur ist oder nicht. Meiner älteren Schwester hat damals nicht gefallen, dass Kinder, die im Internat leben, auch in den Ferien von den Eltern getrennt sind. Ich finde das heute auch komisch, aber damals hat mich das nicht gestört.

Im Prinzip ist Fünf Freunde ein bisschen wie Harry Potter. Eine Internats-Jugendlichen-Freunde-Geschichte eben. Das Fehlen der Eltern ist bei Harry Potter kein Problem mehr (zumindest bei einigen). Harry Potter ist auch ansonsten viel moderner. Die Kinder sind frei im Denken. Das von mir gelesene Fünf Freunde Buch ist jedoch aus den 60ern. Es ist so spießig, dass es fast nicht zum aushalten ist. Da müssen die Abenteuer warten, weil zuerst abgespült werden muss. Und das nicht, weil sie aufgefordert werden, sondern weil sie es so wollen. Das hätten die Erwachsenen bestimmt gerne so gehabt in den 60ern. Aber ich bezweifle, dass Kinder oder Jugendlich das jemals selbst gewollt haben.

Die einfache Sprache von Fünf Freunde ist ok. Es ist ja ein Kinderbuch. Die Haltung der Kinder und Erwachsenen ist aber heute nicht mehr vermittelbar.

Gladio – gelesen: Ausbruch von Dominique Manotti

KaktusVon Gladio hatte ich das erste mal im Kontext vom Attentat auf das Oktoberfest in München gehört, aber nicht wirklich wahrgenommen, was das genau ist. Der Krimi Ausbruch von Dominique Manotti spielt in Italien und Frankreich und hat auf den ersten Blick nichts mit Gladio zu tun. Der Kleinverbrecher Filippo bricht gemeinsam mit einem linken Terroristen aus dem Gefängnis aus. Geplant war der Ausbruch nur für den anderen, den wichtigen im Sinne der Sache, aber durch Zufall kann Filippo mit entkommen.

Der Kleinverbrecher wird recht bald abgesetzt und ist auf sich allein gestellt, während der Terrorist mit den Seinen flieht. Filippo erhält aber noch eine Kontaktadresse von Exil-Linken in Frankreich, bevor sie sich trennen. Der Terrorist wird bei einem Banküberfall erschossen und der immer noch umherirrende Filippo erfährt davon aus der Zeitung. Da er nicht weiß, wo er hin soll, nimmt er in Frankreich Kontakt auf.

Aus einer Laune heraus erfindet er eine Geschichte über sich und den Terroristen. Er gerät damit zwischen die Exil-Linken, die Polizei und dem Geheimdienst. Und hier ist die Verbindung zu Gladio. Die Geheimorganisation hat durch Attentate versucht, die Bevölkerung in ihrem Sinne zu manipulieren. Ob das Oktoberfestattentat ebenfalls auf das Konto einer deutschen Gladio geht, ist nicht erwiesen, aber alleine die Vorstellung ist gruselig.

Der Krimi wird vor allem durch diesen historischen Bezug spannend. Das Verwirrspiel zwischen Staat, den politischen Kräften und den Geheimdiensten lädt zur Beschäftigung mit diesem Thema ein.

Den lesenswerten Krimi habe ich über Onleihe gelesen.

Gelesen: Sie wissen alles

Die vernünftige Entwicklung der Digitalen Gesellschaft ist mir sehr wichtig und daher habe ich nun auch das Buch „Sie wissen alles“ von Yvonne Hofstetter gelesen. Aufklärung ist ein wesentlicher Bestandteil, die Gesellschaft überhaupt weiterentwickeln zu können. Der Titel ist zwar reisserisch, aber trotzdem versprach er, genau an dieser Aufklärung zu arbeiten. Im Prinzip stimmt das auch, aber Hofstetter übertreibt in meinen Augen mit der Panikmache und Paranoia.

Das Buch spannt den Bogen vom Nutzen von Big Data, Algorithmen und künstlicher Intelligenz im Militär über automatisierten und algorithmischen Handel bis zum Sammeln von Daten großer Unternehmen wie Facebook und Google. Das ist an sich nicht schlecht, aber leider versucht Hofstetter, Angst und Paranoia permanent zu schüren, indem sie immer wieder entsprechende Aussagen einstreut. Das ist wahrscheinlich ein stilistisches Mittel, das den Leser/die Leserin bei der Stange halten soll. Mich hat es genervt und beinahe dazu geführt, dass ich das Buch nicht bis zu Ende gelesen hätte.

Die historischen Betrachtungen sind jedoch wichtig, weil die Fehler, die dort bereits passiert sind (ein falsches Flugzeug abgeschossen, Börsencrash), zeigen, was bei neuen Feldern (Gesundheitssystem) passieren könnte.

Richtig interessant wird es aber im letzten Teil des Buches, bei dem unser Menschenbild und das Verhältnis von Mensch, Arbeit und Daten analysiert wird. Für Hofstetter haben die persönlichen Daten genauso wie die Arbeit schöpferischen Wert. Somit sind die persönlichen Daten integraler Bestandteil unserer Existenz und nicht von uns trennbar. Sie sind durch die enge Verbindung mit unserer Würde keine bloßen Objekte oder Ware und daher auf besondere Art und Weise zu schützen. Und wie unsere Arbeit haben auch unsere Daten einen Wert, den wir einfordern dürfen. Der Begriff persönliche Daten ist dabei sehr weit gefasst und umspannt nicht nur Name, Geburtsdaten etc. sondern auch alle durch Sensoren über uns ermittelte Daten.

Auch die Betrachtungen zu menschlicher Arbeit im Vergleich zu intelligenten Maschinen gefallen mir. Natürlich sind Maschinen in vielen Fällen dem Menschen überlegen und das in Zukunft auch immer mehr bei intellektuellen Tätigkeiten. Aber sie werden dadurch nicht Subjekt (wie der Mensch) sondern bleiben Objekt, das uns dient. Was uns von den Maschinen unterscheidet ist das Gewissen, Verantwortungsbewusstsein und die Fähigkeit zum moralischen Handeln. Dies muss immer wieder klargestellt werden.

Zum Schluss des Buches skizziert sie 10 Aufgaben, denen wir uns stellen müssen. In ihrem Vortrag auf der re:publica 2014 hat sie 3 davon beschrieben. Leider nimmt die Behandlung dieser Aufgaben einen relativ kleinen Teil des Buches ein.

Auf Youtube findet sich auch ein gutes Interview mit ihr. In ihrem Artikel in Der Zeit zu künstlicher Intelligenz und Algorithmen fordert sie mehr Transparenz von maschineller Intelligenz. Eine Forderung, die ich unterstütze und die ich auch schon bei Viktor Mayer-Schönberger in seinem Big Data Buch gelesen habe.

Auch wenn das Buch mir stilistisch nicht so sehr gefällt, ist der letzte Teil so wertvoll, dass sich das Lesen von „Sie wissen alles“ lohnt.