Gelesen: Die Nacht des Zorns

BrotkorbDie Brotkrume hat mir den Einstieg in den Krimi »Die Nacht des Zorns« von Fred Vargas schwer gemacht. Ein Mord mit einer Brotkrume? Ich habe nicht verstanden, wie das gehen kann. Das lag zum einen an der gewöhnungsbedürftigen Schreibweise von Vargas. Ich habe schon lange nichts mehr von französischen Autoren gelesen und bin eher auf den vollkommen anderen Stil der Skandinavier eingestellt.

Vor allem war ich auf dem Holzweg, weil ich nicht wusste, was eine Brotkrume ist! Ich hatte gedacht, dass eine Brotkrume ein kleines Stück Brot ist. Damit bin ich nicht allein, wie mir eine kleine Umfrage bei Freunden zeigte. Aber eine Brotkrume ist eigentlich das innere eines Brotes. Außen die Kruste, innen die Krume. Wieder mal was gelernt.

Der Brotkrumenmord ist nur eine Einleitungsgeschichte, genauso wie der Fall einer Taube mit zusammengebunden Füßen nur eine Nebengeschichte ist. Eigentlich geht es um eine Prophezeiung durch das wütende Heer. Eine Erscheinung toter Soldaten, Reiter und Hunde, die davongekommene Verbrecher holt. Davon hatte ich noch nie gehört, aber obwohl das nur eine Legende ist, kann ich mir gut vorstellen, wie eine Verbindung mit der Gegenwart zu deutlicher Verunsicherung in einer kleinen Gemeinschaft führen kann. Vor allem, wenn die erste in der Erscheinung aufgetauchte Person auf ungeklärte Weise verschwindet.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Buch habe ich ungefähr bei einem Drittel eine gewisse Leidenschaft für den Krimi entwickelt. Nur die späten Spiele der Fußball WM haben mich vom abendlichen Lesen abgehalten.

Ausgeliehen bei Onleihe, gelernt einiges. Leseempfehlung ja.

Gelesen: Little Brother

Von heute betrachtet hat der Roman Little Brother von Cory Doctorow fast etwas prophetisches. Als Doctorow das Buch schrieb, war die allgegenwärtige Überwachung nur eine dunkle Ahnung, und nicht wie heute, bittere Realität. Der Roman ist bereits von 2008 und verarbeitet die Erfahrungen nach den Anschlägen von 9/11. Die Freiheit wird der vermeintlichen Sicherheit geopfert und Grundrechte stark eingeschränkt. Interessant zu lesen ist die Argumentation, mit der die aktuelle Interpretation der Grundrechte mit den Ideen der Verfasser in Einklang gebracht werden soll.

Eigentlich ist Little Brother ein Jugendbuch und an einigen Stellen ist dies auch deutlich spürbar. Trotzdem ist es auch als Erwachsener sehr interessant und spannend zu lesen. Man erfährt so nebenbei über viele Mechanismen des Internets und wie man sich entsprechend schützen könnte. Das Internet verändert sich schnell, jedoch sind die beschriebenen Verfahren immer noch aktuell.

Was habe ich sonst noch gelernt: Für das Gefühl, im Nachhinein zu wissen, was man in einer Situation hätte sagen können, wenn man spontan gewesen wäre, hat einen Namen. Es heißt l’esprit d’escalier. Das kennt jeder: »Ein geistreicher Gedanke, der jemandem einen Moment zu spät („beim Hinausgehen auf der Treppe“) einfällt und der in der aktuellen Runde oder Diskussion nicht mehr vorgebracht werden kann« (siehe Wikipedia). Der Begriff Treppenwitz hat allerdings heute eine andere Bedeutung.

 

Bücher leihen über Kindle oder besser Onleihe

Als Amazon Prime Kunde kann man, so im Besitz eines echten Kindle, Bücher nicht nur kaufen, sondern auch leihen. Wie schon häufiger geschrieben, bin ich von Amazons Leihbibliothek alles andere als begeistert. Da ist nur schwer etwas vernünftiges zu finden. Meist sind es Bücher von Autoren, die keinen Verlag haben und ihre Werke nur über Amazon als eBooks vertreiben.

Ich bin ein Befürworter von Stadtbibliotheken. Lesen ist so wichtig und der Zugang zu Büchern muss allen ermöglicht werden. Daher bin ich auch Förderer der Münchner Stadtbibliothek über Bücher & Mehr. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich entdeckt, dass über die öffentlichen Bibliotheken auch eBooks ausgeliehen werden können. Dabei arbeiten die Bibliotheken mit Anbietern zusammen; die Münchner mit Onleihe. Deren Angebot umfasst nicht nur eBooks, sondern auch eAudios, eVideos, ePapers, eMagazines und eMusic, und ist recht vielfältig. Dort finde ich wirklich viele Bücher, die ich lesen würde.

Allerdings hat Onleihe ein paar … ich sage mal … Herausforderungen parat. Zum einen sind viele Bücher aktuell vergriffen und man kommt zum Ausleihen auf eine Warteliste. Dort steht man so lange, bis ein eBook verfügbar ist.  Die Verlage erlauben nur eine begrenzte Anzahl von gleichzeitigen Lesern. Sicherlich auch ein Kostenthema. Zum anderen ist es nicht absehbar, wann ein Buch wirklich verfügbar ist. Ich habe immer mehrere in Vorbestellung und häufig trifft es mich zu einem unpassenden Zeitpunkt. Entweder lese ich gerade etwas anderes oder ich habe kaum Zeit. Die Ausleihe von eBooks ist bei Onleihe zudem auf 14 Tage beschränkt. Das ist je nach Buch schon eine gewisse Herausforderung. Bisher habe ich es allerdings immer geschafft, das ausgeliehene Buch fertig zu lesen.

Als Lesegerät für Onleihe verwende ich übrigens mein iPad mit dem BlueFire Reader. Das funktioniert ganz vorzüglich. Leider kann ich die eBooks nicht auf dem Kindle lesen, weil der das Format nicht unterstützt. Da wir deutlich spürbar, wie geschlossen das Amazon Kindle System ist.

Onleihe ist vom Angebot wirklich brauchbar und die Kosten (eine Mitgliedschaft in der Stadtbibliothek) niedrig. Für mich ist das eine gute Ergänzung zu den echten Büchern, die ich kaufe oder leihe, und den eBooks, die ich meist über Amazon kaufe.

Skoobe habe ich auch mal ausprobiert, aber deren Angebot ist nicht breit und außerdem ist das für meine Art zu lesen zu teuer.