Untergiesing – Isar, Kunst und Gentrifizierung

Ich lebe nun schon über 10 Jahre in Untergiesing. Als Beitrag für die Blogparade der IronBloggern München zum Thema München möchte ich euch einen Einblick in diesen Stadtteil geben. Seit über einem Jahr bin ich Mitglied bei den IronBloggern und habe Spaß an dem Austausch untereinander und bin froh über die Motivation zu bloggen.

Nun aber zu Untergiesing.

Isar

Ein wichtiges Merkmal von Untergiesing ist seine Lage direkt an der Isar. Wer kennt nicht den Flaucher, die große Partymeile an der Isar. Ich wohne direkt an den Isarauen, die die Isar in Untergiesing und Thalkirchen umgeben. Das ist toll, weil es so nah zur Isar ist, aber manchmal lästig, wenn man bei schönem Wetter keinen Parkplatz bekommt und die Grillschwaden rüber ziehen.

Die Isar ist aber noch nicht lange so schön. Erst in den letzten Jahren ist sie renaturiert worden. Eine Aktivität, für die ich der Stadt München dankbar bin. Hier findet ihr ein interessantes Zeitraffer Video dazu.

Die starke Nutzung der Isar führt nun zu Diskussionen über die Belästigungen und den Müll. Das sehe ich ganz entspannt. Ich bin froh, dass die Stadt München ein Naherholungsgebiet zum Feiern und Grillen hat, das so gut angenommen wird. Die paar Wochenenden mit Müll können wir verkraften. Die Isar ist ebenso Naherholung für viele andere Gruppen und nicht nur den Party People. Das Füttern der Schwäne ist für manche eine willkommene Abwechslung und Spaziergänger und Angler gibt es ebenso.

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Aus dem Alltag verschwunden: Die Musterfarbrollen

Wand mit Muster von einer Farbrolle#DailyVanish – Dinge, die aus unserem Alltag verschwinden. Dazu hat der Museumsheld eine Blogparade initiiert und ich dachte schon lange, da mache ich mit. Das Thema ist jedoch schwerer, als es klingt. Die Gegenstände, auf die man sofort kommt, hat er bereits selbst aufgezählt (Musikkassette, Schreibmaschine, Polaroid, …) oder andere haben sie bereits gebloggt (Disketten, Anrufbeantworter, …). Heute ist mir aber – kurz vor Schluss – noch das passende in die Hände gefallen: Eine Musterfarbrolle.

Ich kenne  diese Farbrollen nicht wirklich aus meiner Jugend. Bei mir Zuhause gab es damals schon Tapeten. Zuerst Mustertapeten und später Raufaser. Diese haben die Farbrollen schon vor langer Zeit abgelöst. Wir haben aber gemeinsam mit Freunden ein Haus in der Fränkischen Schweiz gekauft und beim Renovieren der Küche kam unter der Tapete doch tatsächlich ein gerolltes Muster zum Vorschein. In der Fränkischen Schweiz wurden mit solchen Rollen bis in die 70er Jahre hinein die Wände verziert. Verena kennt das aus ihrer Jugend von der bäuerlichen Verwandtschaft.
Musterfarbrollen
Auf einem Trödelmarkt in München haben wir im letzten Jahr solche Rollen erstanden. Genutzt haben wir sie bis heute noch nicht. Es fehlt noch an einer geeigneten Halterung, mit der die Rollen geführt werden können.

Seitdem wir zusammen wohnen, haben wir noch nie Tapete verwendet. Wir haben die Farbe – meist Weiß oder in letzter Zeit auch Gelb, Blau, Grün und Rot – direkt auf den Putz gestrichen. In dem alten Haus in der Fränkischen Schweiz ist der Putz zu schlecht dafür. Da wir nicht selbst verputzen können, haben wir dort Raufaser verwendet.

In Deutschland sind mir die Rollen im Geschäft noch nicht aufgefallen. Im Designwunderland England jedoch gibt es sie neu zu kaufen. Dass sie wirklich wieder in Breite Verwendung finden, halte ich für ausgeschlossen. Die Nutzung ist einfach zu schwierig und das Ergebnis schnell unansehnlich. In Mode sind da eher die Wandtattoos, denen ich aber auch kein langes Leben mehr prophezeie.

Die alternative Stadtführung zu East-End’s Street-Art

Dies ist mein Beitrag zu Tanja Praskes Blogparade â€žMein fazinierendes Kulturerlebnis”: Welches Kulturerlebnis faszinierte Euch? Warum? Woran erinnert Ihr Euch besonders gerne?  

Im Sommer waren wir in London und haben eine Alternative Stadtführung besucht, die uns die Street-Art Szene im East End näher gebracht hat (habe ich auch schon mal hier beschrieben). Wir sind wahrlich keine Experten für Street-Art und Graffitis, aber viele Arbeiten begeistern uns und daher wollten wir uns in der an Exponaten wirklich reichhaltigen Gegend fachkundig führen lassen.

Um an der Stadtführung teilzunehmen, muss man sich über das Internet anmelden und dann am vereinbarten Treffpunkt pünktlich erscheinen. Das haben wir dann auch so – wenn auch extrem kurzfristig – gemacht und fanden uns in einer Gruppe von 40 Personen unterhalb einer weißen Ziege wieder. Zwei lockere Jungs in zu erwartendem Outfit (save the hoodie!), die nach eigenem Bekunden selbst Sprayer sind, entpuppten sich als unsere Führer. Mit einem von beiden zogen wir dann, leider bei Regen, los.

Zuerst ging es um das Viertel an sich. Die Historie (an Juden, Hugenotten, Pakistanis kann ich mich erinnern) und die Gentrifizierung (wie überall) durch die Ausweitung des Finanzdistrikts, das schon recht nahe gekommen ist.

Wir liefen dann durch viele Straßen, Hinterhöfe, Gässchen, um uns die aktuellen Werke anzuschauen. Vieles wird auch heute noch über Nacht gesprüht, wie hier an der Tür des Frisörs.

Beim Friseur

Es gibt aber mittlerweile eine große Anzahl von Bildern, die als Auftragsarbeiten oder zumindest im Einverständnis mit dem Eigentümer erstellt wurden. Die Vielzahl der Techniken ist beeindruckend. Auch unser Führer war von einigen Bildern ob der exzellenten Beherrschung der Sprühflasche begeistert: „Die machen Sachen mit der Sprühflasche an die niemand bisher gedacht hat oder überhaupt für möglich hielt“.
Wirbelwind

Echte politische Aussagen sind eher selten. Platte Sprüche sehen aber manchmal auch gut aus.
BerlusconiGoodbye

Kunstwerke kann man nicht nur auf den Wänden, sondern durchaus auch auf dem Boden finden. Art ist Tra$h ist dabei das Motto des Künstlers, das er überall hinsprüht.
Art is Tra$h Around the corner

Der Einfallsreichtum ist schier umbegrenzt. Ob eine Arbeit länger erhalten bleibt liegt nicht nur am Eigentümer, sondern auch an der Qualität eines Bildes selbst. Ist es wirklich gut, bleibt es über lange Zeit unangetastet.
BubblesIn a bubble

Richtig super fand ich ein Bild, bei dem nichts aufgetragen wurde (also z.B. Farbe), sondern etwas abgetragen. Durch das wegschlagen des Putzes an einer Häuserwand ist ein Bild entstanden. Das ist aus der Nähe fast nicht zu erkennen und erschließt sich erst aus der Entfernung. Unser Führer meinte, dass der Künstler mit schwerem Gerät arbeitet und selbst kleine Sprengladungen einsetzt.

out of stone

Die Anzahl der richtig guten Werke ist fast unüberschaubar. Wir waren richtig begeistert davon, dass es nicht überall von Tags wimmelt (die mag ich nicht) und auch nicht hauptsächlich Schablonenwerke zu sehen sind. Davon gibt es zwar auch gute (von Banksy haben wir nichts gesehen), die meisten wiederholen sich aber sehr. In München dominieren die an jede Ecke aufgesprühten Panzer, Vögel und Mädchen.

Auf jeden Fall ist die Alternative Stadtführung eine gute Alternative zu einer normalen Stadtführung. Wen Street-Art begeistert, dem kann ich dies nur empfehlen.