Gibt es Facebook in 10 Jahren noch?

Das wurden die Teilnehmer des Technologieforums der IBM am Dienstag von Aleksandra Sowa gefragt. „Und wenn ja, wie sieht Facebook dann aus? Welche Technologien wird Facebook nutzen?“

Tja, gute Fragen, schwierige Fragen, auf die es keine guten Antworten gab. Natürlich, wer kann schon 10 Jahre in die Zukunft schauen. Facebook ist zwar schon mehr als 10 Jahre alt und bereits mehr als 8 Jahre in Deutschland vertreten, aber Smartphones gibt es noch keine 10 Jahre (Start des iPhones war 2007). Wer kann sich diese digitale Gesellschaft ohne Smartphone noch vorstellen? Wer kann sagen, wie sich Smartphones entwickeln werden? Der Erfolg von Facebook ist eng mit den Smartphones verknüpft und auch die Zukunftspläne von Facebook mit künstlicher Intelligenz, digitalem Assistenten und Integration mit Apps hängen an Geräten, die wir  immer dabei haben. Eine Idee für Facebooks Zukunft, die nicht schon auf dem Plan steht, oder bloß eine Fortschreibung beziehungsweise Intensivierung der aktuellen Methoden bedeutete, wurde nicht genannt. Virtuelle Realität und mehr KI, mehr Beeinflussung oder sogar Manipulation waren die primären Themen. Das Stimmungsbild ergab ungefähr 50:50 für das Überleben von Facebook.

Peter Sunde von Pirate-Bay hat in einem Interview über Mark Zuckerberg gesagt, er sei der Diktator der größten Nation der Welt. Zuckerberg bestimmt die Regeln und keiner aus seinem Volk hat Einfluss darauf. Das kann man sicher so sehen und obwohl die Regeln, die Facebook aufstellt, viele aufregen, bleiben sie trotzdem treu. Selbst wenn Die Zeit immer mal einen Artikel wegen zu viel nackter Haut entfernt bekommt, ist der Druck, dort zu publizieren, zu groß, um Konsequenzen zu ziehen. Eingeschränkte Meinungsfreiheit hin oder her.

Mir gefällt das Bild mit dem Diktator und ich denke, es wird Facebook ergehen wir vielen Diktatoren oder Diktaturen. Entweder sie werden von der Geschichte hinweggespült und existieren somit in 10 Jahren nicht mehr. Das könnte durch Flucht eintreten wie in der DDR. Jeder, der kann, läuft weg, bis alles zusammenbricht. Alternativ greift die Gesellschaft durch Regulierungen ein, die das Geschäftsmodell unmöglich machen. Oder Facebook existiert noch wie es seine Methoden der Kontrolle und Manipulation perfektioniert hat. Niemand kommt mehr aus und alle akzeptieren die Regeln des Diktators.

Die Frage ist nicht neu und schon vor Jahren wurde über das Ende von Facebook geschrieben. Bei den Messaging Apps habe ich versucht, statt WhatsApp den Messenger Threema zu verwenden. Das habe ich aufgegeben, weil fast niemand Threema nutzt. Alternativen zu Facebook sind nicht in Sicht. Wir bezahlen mit unseren Daten und kennen nicht mal die Kurs dieser Währung. Wenn Facebook als Diktatur überlebt, sollten wir Mark Zuckerberg wenigstens das folgende Buch schenken: Wie werde ich ein guter Diktator.

Bei einem Vortrag bei einer Alumni Veranstaltung der Rotterdam School of Management kam die Frage auch auf und das Votum fiel deutlich günstiger für Facebook aus. Vielleicht, weil das Durchschnittsalter erheblich unter dem des Technologieforums lag.

#DigitalLeben: Digitalpolitik ist Gesellschaftspolitik

Letzte Woche habe ich die für mich wichtigsten Punkte des Grundsatzprogramms der SPD zur digitalen Gesellschaft erläutert. Wie dort bereits gesagt, ist das Grundsatzprogramm etwas lang geraten und die eingegangenen Kompromisse sind deutlich spürbar.  Das Progressive Zentrum und D64 wollen mit ihrem Policy Brief „Digitalpolitik ist Gesellschaftspolitik“ an das Grundsatzprogramm der SPD anknüpfen, es strukturieren und darüber hinaus gehen. Es sollen konkrete Maßnahmen zu den Bereichen Arbeit, Wirtschaft und Bildung formuliert werden.

Damit sind die Schlüsselthemen und die Strukturierung des Policy Briefs benannt: Aktive Gestaltung von Arbeit, Wirtschaft und Bildung in der digitalen Gesellschaft. Um diese Themen ins Zentrum der Betrachtungen zu rücken, wird ein eigenes Ministerium für Digitalisierung mit weitgehenden Kompetenzen und Kompetenzträgern gefordert. Ich persönlich rechne in dieser Legislaturperiode jedoch nicht mit einem eigenen Ministerium. Die Zeit dafür ist, auch aufgrund anderer Prioritäten, noch nicht gekommen. In 2013 hat Prof. Christoph Bieber auf der Tagung zur Netzpolitik in Tutzing gesagt, dass Netzpolitik (oder digitale Gesellschaft) für ein eigenes Ministerium Chefsache werden muss, bevor ein eigenes Ministerium entsteht. So weit ist es definitiv nicht. Interessant in dem Zusammenhang ist auch die Zeit Graphik zum Internetministerium von 2013. Die müsste mal aktualisiert werden. Weiterlesen

#DigitalLeben: Grundsatzprogramm für die digitale Gesellschaft

In 2014 hatte ich mich am Prozess #DigitalLeben beteiligt und mir Anfang 2015 vorgenommen, aktiver an der Gestaltung der digitalen Gesellschaft mitzuarbeiten. #DigitalLeben hatte den Zweck, ein Grundsatzprogramm zur digitalen Gesellschaft zu erarbeiten. Dies wurde Ende letzten Jahres tatsächlich vorgelegt und beim Parteitag der SPD im Dezember verabschiedet.

Nun muß ich feststellen, dass ich leider nicht so aktiv war, wie ich das vorhatte. Die Diskussion über den Entwurf des Grundsatzprogramms habe ich überhaupt nicht mitbekommen. Das ist an die Mitglieder nicht gut kommuniziert worden. Auf der Debatten-Seite zu #DigitalLeben konnte abschnittweise kommentiert werden. Im Rückblick lassen sich dort die Diskussionen noch verfolgen. Es sind einige Hundert Kommentare zusammen gekommen. Vielleicht hat man diese Plattform nicht breit angepriesen, damit sie nicht in einer Kommentarflut ertrinkt.

Wichtige Punkte für die digitale Gesellschaft

Das Grundsatzprogramm ist mit mehr als 40 Seiten so umfangreich, dass man es nicht mal so einfach überfliegen kann. Die für mich wichtigen Punkte hebe ich daher mal hervor (jeweils mit Zeilenangabe): Weiterlesen