Allianz Arena – das erste mal

Allianz ArenaIch bin wahrlich kein Fan vom FC Bayern, aber die Gelegenheit in die Allianz Arena zu kommen wollte ich natürlich nutzen. Ein Freund hatte eine Karte übrig und so war ich nicht nur das erste mal in der Allianz Arena, sondern auch das erste mal überhaupt bei einem Fußballspiel.

Die Allianz Arena ist ein beeindruckendes Stadion. Die Beleuchtung macht wirklich etwas her. Die Sicht bei Nacht von der Autobahn oder noch besser aus einem Flugzeug auf die Allianz Arena ist toll. Viele Stadien beeindrucken durch die Architektur, die Allianz Arena durch die Beleuchtung.

Wir wären schon länger mal in die Allianz Arena gegangen, wenn es denn einfach möglich wäre. Leider ist es extrem schwierig, an Karten zu kommen. Jetzt war es also soweit.

Warum geht man zu einem Fußballspiel, wenn doch im Fernsehen alles so schön zu sehen ist? Na gut, Fernsehen ist übertrieben, weil ja Bundesligaspiele nur im Bezahlfernsehen übertragen werden. Aber mal davon abgesehen, warum geht man hin? Ich habe mir vorgestellt, es ist die Stimmung, die den Unterschied macht. So ist es zumindest bei mir mit Konzerten. Die Musik höre ich meist besser Zuhause. Aber die Stimmung des Konzertes, das Live-Erlebnis, geht eben nur live.

Die Spiele des FC Bayern sind quasi immer ausverkauft. Da muss die Stimmung doch super sein. Aber weit gefehlt. Vielleicht lag es am Spiel, das ich gesehen habe: FC Bayern Spielfeld der Allianz Arenagegen Bayer Leverkusen. Da war auf dem Spielfeld relativ wenig los. Ich kenne mich natürlich nicht aus, aber damit es spannend wird, sollte man zumindest ab und zu auf das Tor schießen. Das haben beide Mannschaften nur selten getan. Auf den Rängen war auch nichts los. Bis auf einen kleinen Block in der Südkurve fast nur Stille. Keine Fangesänge, kaum Jubel, keine Begeisterung. Manchmal war es total ruhig im Stadion. So habe ich mir das nicht Schalsvorgestellt. Dafür muss ich da nicht hingehen. Selbst unsere Karten für Plätze fast unterm Dach waren ziemlich teuer. Zu teuer für meinen Geschmack. Von der Warterei beim zurück fahren, der schwachsinnigen Arena Karte zum Bezahlen ganz zu schweigen.

Was ich aber richtig befremdlich finde, sind die Sprüche auf den Devotionalien. Das ist mit Sicherheit beim FC Bayern vergleichsweise harmlos, aber Hass, Stolz, Feinde sind Begriffe, die mich abstoßen.

Die Spiele des FC Bayern sind wohl eher eine Familien und Marketing Veranstaltung. Es ist ja auch sehr leicht, Fan des FC Bayern zu sein. Dank dem vielen Geld ist die Chance, Spiele zu gewinnen, sehr hoch. Die besten Spieler und Trainer werden zusammen gekauft. TelekomDas macht der Verein schon sehr geschickt. Auf einer Veranstaltung habe ich mal gehört, der FC Bayern sei eigentlich ein Medien Unternehmen mit Betriebssportgruppe. Das ist sicherlich übertrieben, aber im Kern hat es schon etwas Wahres.

Selbst die Zuschauer sind Werbung. Bei der Telekom kann man sich wohl für Karten in der Allianz Arena bewerben. Leider muss man dann alberne weiße Anzüge tragen, damit man aus der Ferne als Werbung im Publikum sitzt.

Der FC Bayern dominiert auch das Internet. So ist seine Webseite zur beliebtesten in der Kategorie Sport gewählt worden.  Auf der TEDx Konferenz wurde der Einfluss des FC Bayern auf Twitter sichtbar. Die München Peoplemap von Dave Troy zeigt deutlich, dass Twitterer des FC Bayern das größte Cluster sind und das einzige, das sich inhaltlich um ein Thema dreht. Wie diese Peoplemaps erzeugt werden ist leider nicht transparent. Würde mich schon interessieren, wie die Cluster ermittelt werden.

Gehe ich nochmal in die Allianz Arena? Wenn ich die Möglichkeit dazu bekomme, bestimmt. Vor allem, wenn es ein Platz ist, von dem ich besser sehen kann. Gehe ich zu einem Spiel vom FC Bayern? Nur wenn ich muss. Werde ich Fan vom FC Bayern? Auf keinen Fall! Ich bleibe dem 1. FC Köln treu, egal wie oft er absteigt.

Das erste mal live bei TED dabei: TEDxMünchen

TEDxMuc2014Ich bin schon länger ein Fan von TED. Es gibt dort wirklich geniale Vorträge unter dem Motto „ideas worth spreading“. Das Format zwingt zur Konzentration auf das Wesentliche. TED ist quasi der Olymp für Referenten und Referentinnen. TEDx ist der Ableger von TED, der es unabhängigen Organisationen erlaubt, unter diesem Label Konferenzen nach ähnlichem Muster abzuhalten. Am Samstag war TEDx in München und ich war bei der TEDxMünchen live mit dabei. Das Thema von TEDxMünchen war „At Second Glance“ oder „auf den zweiten Blick“.

TEDxMünchen fand im neuen Residenztheater statt und war gut besucht. Auch wenn einige Plätze frei blieben, schätze ich mal, dass es ausverkauft war. Die Organisation des Events war gut und es gab in den Pausen sogar eine kostenlose Verpflegung. Der Preis von fast 120€ war trotzdem happig und ich musste schon zweimal überlegen, ob ich das ausgeben möchte. Ich wollte das Format aber auf jeden Fall einmal live erleben und selbst spüren, wie ein Tag mit vielen Talks auf mich wirkt.

Im Vorfeld habe ich mich nicht über die angekündigten Sprecher informiert. Ich wollte mich von ihren Vorträgen überraschen lassen. Wie nicht anders zu erwarten, gab es (viel) Licht und (etwas) Schatten.

Der erste Sprecher – Anthony McCarten – hat die Latte direkt ziemlich hoch gehängt. Sein Talk über „On Laughter“ war excellent vorgetragen, das Thema Lachen mehr als einleuchtend.

Er hat 4 Witze erzählt, die das Publikum wirklich sehr zum Lachen brachten, aber auch eher schwarzer Humor waren.


Danach trat Milena Glimbovski auf, die in den Medien schon ziemlich gehyped wurde, aber mit dem TED Format leider sichtlich überfordert war. „Verpackungen sind schlimm“ ist als Thema einfach zu dünn. Für mich ist ihr Laden auch eine Hipster-Berlin-Modeerscheinung. Einkaufen ohne Verpackung ist schon bei den Bioläden und dem Body-Shop grandios gescheitert.

Michael Braungart hatte sicherlich interessante Thesen („We do not want sustainability, because that is not enough. We want real quality.“), aber sein sexistischer Anfang hat mich so geärgert, dass ich ihm erst mal nicht folgen wollte. Er ist Professor und genauso kam er auch rüber. Statt sich an einen Fahrplan zu halten, ist er thematisch hin und her gesprungen.

Eigentlich schade, er hätte sicherlich mehr daraus machen können.


Von Diana Enriquez Talk über die „Schattenwirtschaft“ habe ich leider nicht allzu viel mitgenommen, außer, dass es ohne sie nicht geht. Sie nannte Alabama als Beispiel, die wohl mit Gesetzen massiv dagegen vorgegangen sind und beinahe ist daran die gesamte Wirtschaft kollabiert. Müsste ich nochmal nachlesen/verifizieren.

Maren Jopen sprach dann über ihr Projekt Leonhard: „Ein zweiter Blick auf Strafgefangene“. Sehr interessant und für die Teilnehmer sicherlich ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem besseren Leben. Vor allem das von ihr gezeigte Video hatte schon sehr etwas von Fundraising und die Statistiken waren blanker Unsinn.

Nach der Pause wurde mit Elias Knubben gestartet. Er ließ als erstes eine Roboter-Libelle durch den Saal fliegen, sehr beeindruckend.  Sein Talk ging über das Lernen von der Natur. Schöne Projekte und wichtige Details (scheitern gehört dazu), aber warum von Natur lernen bedeuten soll, Natur nachzubauen (eine Libelle, ein Känguru), hat sich mir nicht erschlossen.

Cheahan So hat dann über psychologische Effekte gesprochen: „why we are wrong when we think we are right“. Ganz nett, aber nichts neues.

Moon Ribas hat mich dann total begeistert. Sie ist eine Tänzerin und Cyborg Aktivistin. Sie hat Sensoren auf ihrer Haut, die Erdbeben auf der ganzen Welt an sie übertragen. Außerdem hat sie mit verschiedensten Sensoren experimentiert, die es ihr erlauben, die Umgebung vollkommen neu wahrzunehmen. Ein künstlerischer Ansatz, um unsere Zukunft mit den Wearables auszuloten. Toll.

Der Betreiber des Aroma in München, Jürgen Altmann, hat dann sein Projekt „Shades of Love“ vorgestellt. Er sammelt Sonnenbrillen und verteilt diese im Himalaya. Eigentlich eine tolle Initiative, aber in der Pause hat mir eine Teilnehmerin erzählt, dass das gar nicht gut sei. Im Hochgebirge braucht man eine geschlossene Sonnenbrille, weil ansonsten noch mehr Schaden angerichtet wird.


Jetzt lasse ich mal ein paar Talks aus und springe zu einen absoluten Tiefpunkt kurz vor Ende der Veranstaltung. Der Talk von Melanie Joy über Fleischkonsum war indiskutabel. Ich würde mich selbst als einen zumindest 50%-igen Vegetarier bezeichnen. Ich verzichte zwar nicht auf Fleisch, bin aber sehr zurückhaltend, was den Konsum angeht. Aber die Extrempositionen von Joy fand ich befremdlich und die Gegenüberstellung von Schlachthöfen und KZs ist ein no-go. Da wurde eine Grenze deutlich überschritten. Keine Ahnung, warum TEDxMünchen sie eingeladen hat.

Zwischen den Talks gab es auch einige Performances. Unter anderem Dr. Döblingers Kasperltheater. Das ist einfach immer wieder großartig. Vor allem die Adaption des gespielten Stücks auf die Konferenz und das Thema machte das Kasperlstück sehr sehenswert.

Insgesamt war die TEDxMünchen eine anregende Konferenz. Die meisten Talks, die Performances und die Diskussionen in den Pausen haben viel Spaß gemacht. Ich bin bestimmt beim nächsten mal wieder mit dabei.

In Kürze sollten auch die Videos von TEDxMünchen online zu sehen sein. Dann kann sicher jeder/jede auch selbst ein Bild von den Talks machen.